
Strategiewechsel bei Teva: mehr Originale in Ulm
Die israelische Pharmafirma Teva wandelt sich von einem Generika-Spezialisten zu einem biopharmazeutischen Unternehmen. Ziel ist es, bis 2027 eine zusätzliche Milliarde US-Dollar mit innovativen Produkten zu erwirtschaften. Der Fokus liegt auf Wachstum mit den Wirkstoffen Austedo und weiteren, Kostensenkung und Lizenzdeals statt Übernahmen. Profiteur der neuen Strategie ist der Standort Ulm, an dem im neuen Werk Genesis bereits Originalpräparate hergestellt werden. Weitere sollen folgen.
Teva Pharmaceutical treibt die Transformation vom Generika-Hersteller zum biopharmazeutischen Unternehmen voran. CEO Richard Francis kündigte auf der Goldman-Sachs-Konferenz an, dass bis 2027 zusätzliche Einnahmen von 1 Mrd. USD durch innovative Produkte erzielt werden sollen – allen voran durch Austedo, das bis 2030 über 3 Mrd. USD einbringen soll. Das Generika-Geschäft bleibt stabiler Bestandteil, wird jedoch durch eine starke Pipeline ergänzt.
Zur Finanzierung der Neuausrichtung plant Teva, 700 Mio. USD an Kosten einzusparen. Lizenzpartnerschaften werden Übernahmen vorgezogen. Die Pipeline umfasst vielversprechende Produkte wie langwirksames Olanzapin, neue Inhalatoren sowie Indikationen bei seltener Erkrankung (Multiple-System-Atrophie, Launch ab 2028 möglich). Trotz Herausforderungen wie möglichen Pharma-Zöllen und dem Wegfall von Revlimid sieht Teva sich auf stabilem Wachstumskurs – getragen von Innovation, Effizienz und internationaler Expansion (z. B. Austedo-Markteinführung in Europa).
Im Gespräch mit transript.de äußerte sich eine Unternehmenssprecherin des Standortes Ulm. Aktuell laufe dort bereits die Ajovy-Herstellung, weitere Produkte sind in Planung, denn in der Anlage besteht noch Kapazität für weitere eigene Pipelineprodukte oder die von Klienten. Für das neue Produktionsgebäude der Teva Biotech GmbH – bekannt unter dem Namen „Genesis“ – liegt seit Februar 2025 eine Herstellerlaubnis vor. Dem voraus ging eine Investition von rund 1 Mrd. Euro in einen kompletten Neubau mit hochautomatisierten Produktionsmöglichkeiten, der gegen Ende 2023 (mit Corona-bedingter Verzögerung) fertiggestellt wurde und eigentlich betriebsbereit war. Darauf folgte der langwierige Abnahmeprozess durch die Behörden. Die Anlage ist nun „State of the art“ und wird von hochqualifiziertem, aber ob der hohen Automation eher überschaubarem Personalbestand betrieben. Mit der Herstellerlaubnis und weiteren Behördenabnahmen (beispielsweise noch der FDA) besteht jedenfalls weiteres Potential. Auch eine Erweiterung um zusätzliche Fermenter ist eine Option, heißt es von Teva Ulm.
Mit der neuen Strategie kommt ein anderer Wind in den Betrieb des riesigen Produktionsblocks und für das Dreieck der biopharmazeutischen Produktionsstätten auch anderer Akteure wie Boehringer Ingelheim in Biberach und Rentschler Biopharma in Laupheim eine neue Positionierung von Ulm auf der Landkarte.